..........."Wohl lebt in jedem Menschen eine
Doppelnatur, das höhere und das persönliche Ich. Aber im
Alltagsmenschen schlummert das höhere, oder es leuchtet das
Bewusstsein des Gottmenschen nur wie ein Dämmerschein ins
Bewusstsein des irdischen hinein. ........ Nach dieser Lehre findet
bei der fortschreitenden Entwicklung des Menschengeistes keine
Vernichtung und keine Neuentstehung der geistigen Individualität des
Menschen, sondern nur eine Wiederverkörperung in
aufeinanderfolgenden, neuentstehenden persönlichen Erscheinungen
statt. Die Persönlichkeit des Menschen, mit ihrem Denken, Wollen und
Empfinden ist durch den irdischen Geist der Natur gebildet; in
dieser sterblichen Hülle wohnt der von oben herabgestiegene
himmlische Geist, das unsterbliche "Ich". Es wird allgemein
zugegeben, dass der "GEIST GOTTES" im Menschen wohnt, aber nur
wenige sind sich dessen bewusst, weil nur in wenigen während dieses
jetzigen Daseins diese höhere Ich zum klaren Selbstbewusstsein
gelangt. Würden die Menschen schon während des Lebens auf Erden zu
diesem klaren Selbstbewusstsein gelangen, so wären sie verklärte
Heilige, hätten sich selber gefunden, und man könnte sie kaum mehr
als Menschen, sondern vielmehr als Götter betrachten. So lange das
nicht eintritt, kennen die Menschen ihr wirkliches Dasein nicht,
sondern führen eine Art von Traumleben in dieser, sowohl als nach
dem Tode in der Geisterwelt.
Wenn ein gewöhnlicher Mensch stirbt, so trennt sich seine Seele vom
Körper; der materielle Leib bleibt auf der Erde, der
"Begierden-Leib" (Kama rupa) im Reich der Begierden (Kama loca)
zurück; die himmlische Seele aber geht ein in die Wohnung der
Seligen, wo sie von ihren Idealen umgeben ist, bis die Stunde der
Wiederverkörperung wieder naht. Wenn auch dieser Zustand in der
Götterwelt (Devachan) für deren Bewohner als völlig wirklich
erscheint, so ist er dennoch im Vergleiche mit dem völligen Erwachen
der göttlichen Selbsterkenntnis nichts mehr als ein Traum, und nur
durch dieses Erwachen erlangt der Mensch die Freiheit und Herrschaft
über sich selbst. Er ist dann ein "Meister" geworden.
Wenn nun ein Mensch durch Selbstüberwindung und Besiegung des
Tierischen in seiner Natur zum wahren göttlichen Leben erwacht und
bis zu einem gewissen Grade ein Meister, ein "in Gott
wiedergborender Mensch"
(Der Ausdruck ist wissenschaftlich richtig, wenn er auch nicht von
jedermann verstanden wird. Der GOTT eines Menschen ist sein
unsterbliches Ich, das das Ich aller seiner vorhergehenden
Inkarnationen bildet. Das Eingehen des persönlichen Bewusstseins in
dieses Gottesbewusstsein, in dem die Erinnerungen an alle früheren
Inkarnationen enthalten sind, ist die Wiedergeburt oder das Erwachen
in GOTT.)
geworden ist, so ist er auch von keinem Traumleben, sei es im
Himmel oder auf Erden, befangen, sonder zum wahren Bewusstsein
erwacht. Durch die Überwindung seiner Begierden hat er seine Seele
gereinigt, so dass sie vom geistigen Leben durchdrungen und lebendig
geworden ist, und wenn er seinen sichtbaren Körper verlässt, so ist
er dann nicht nur ein "Geist", sondern ein mit dem Leibe der
Verklärung (mit dem verklärten Astralkörper) bekleideter, wenn auch
für irdische Augen unsichtbarer Mensch.
In Bezug auf diesen verklärten Leib, von dem St.Paulus sagt, dass
ein tierischer Körper gesät und ein geistiger Körper auferstehen
wird, und der nicht mit den Astralleichen Verstorbener zu
verwechseln ist, sagt Friedrich Rückert:
"Was ist der Geistes Leib? Der Körper ist es nicht,
Der aufgebaut aus Staub, in Staub zusammenbricht.
Das ist des Geistes Leib: Die Form die er sich baut,
In der mit Geistesblick ein Geist den anderen schaut.
Das ist der Leib, der, jetzt die grobe Körperfülle
Durchschimmernd, wenn sie fällt, vertritt in klarer Fülle.
In diesem leib sehn wir uns dort; lasst uns vertraun;
Der Geist hat seinen Leib, um, selbst geschaut zu schauen."